GEWÄSSERÖKOLOGIE
D.h. das natürliche Gleichgewicht wird relativ schnell wieder von den Organismen und den Gegebenheiten hergestellt. Die Regenegationskraft der Gewässer ist in gewissen Toleranzen schon recht groß.
Wenn aber schädliche Faktoren nun dauerhaft auf ein Gewässer einwirken, ohne dass sich das Gewässer regenerieren kann? Wenn verschwundene Populationen relevanter Mitgestalter des natürlichen Gleichgewichts sich nicht neu bilden können, respektive auch keine Nischen entstehen, in denen sich gleichwertige Arten neu manifestieren können?
Diese Problematik bestand z.B. am Rhein in den 1960er – 1980er Jahren: Eine zu hohe Nährstoffbelastung – gekoppelt mit hohen toxischen Einleitungen hat die Selbstreinigungskraft des Gewässers dauerhaft geschädigt.
Abhilfe schaffte ein sehr konsequentes Umweltmanagement: IKSR, Lachs 2000 und viele andere Initiativen sowie die Beteiligung der Kommunen, Kreise, Länder und der Industrie sorgten gemeinsam mit den gesetzgebenden Kräften für eine signifikante Verbesserung der Situation am Rhein.
Auch kleine Fließgewässer können durch exogene Stressoren so stark beeinflusst werden, dass sich ein Gleichgewicht nicht mehr von selbst herstellen lässt, solange die Stressoren nicht erkannt und eliminiert werden.
Ich möchte den Focus hier einmal auf einen kleinen Mittelgebirgsfluss lenken:
Die Nister
Eckdaten der Nister (Rheinland-Pfalz)
Gewässerkennzahl: | DE: 2724 |
Quelle: | Ortslage Willingen (Westerwald) an der Fuchskaute |
Quellhöhe: | 563 m |
Mündung: | Sieg in Wissen-Nisterbrück |
Mündungshöhe: | 143 m |
Höhenunterschied: | 420 m |
Länge: | 63,8 km |
Einzugsgebiet: | 246 km² |
Mittlerer Abfluss: | MQ: 4,3 m³/s |
Fließgewässertyp: | silikatische, fein - grobmaterialreiche Mittelgebirgsflüsse; WRRL Typ 9 |
Region: | Salmoniden - Äschenregion |
Hier spielt weniger die Industrie (am Standort so gut wie nicht vorhanden) eine Rolle, noch gibt es (bis auf wenige Ausnahmen) intensive Landwirtschaft oder Massentierhaltung. Kläranlagen wurden ausgebaut, teils zu Großkläranlagen zusammengefasst, die Methoden ständig verbessert und verfeinert. Die Werte für Stickstoff und Phosphat haben sich im Laufe der Jahre eher verbessert.
Fast alle mittelgroßen und großen Fischarten verschwanden aus der Nister. Übrig blieben fast nur Kleinfische wie Elritze, Groppe und Schmerle (s. Grafiken).

Datengrundlage: (aus SCHNEIDER, J. (1998c): Zeitliche und räumliche Einnischung juveniler Lachse (Salmo salar Linneaus, 1758) allochthoner Herkunft in ausgewählten Habitaten. – Verlag Natur und Wissenschaft, Solingen; 218 pp. Grafiken: Neophytex
Es gilt mittlerweile als sehr wahrscheinlich, dass der Kormoran als Auslöser und Ursache dieser Entwicklung anzusehen ist. Zurzeit prüfen Wissenschaftler diese Hypothese anhand von Versuchen.
Die Auswirkungen sind heute u.a. durch eine starke Eutrophierung, Kolmation und ein starker Rückgang der Biodervisität bis zum Makrozoobenthos zu spüren.
Von einem ‚Vorzeigefluss‘ – zu einem Gewässer, welches so die Anforderungen der WRRL nicht erreicht!