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Neophytenmanagement

NEOPHYTENMANAGEMENT

WARUM INVASIVE NEOPHYTEN REGULIEREN?

Invasive Neophyten können zu einer massiven Beeinträchtigung von Biotopen und Veränderung ganzer Biozönosen führen. Wenn entsprechende einheimische Pflanzen stark zurückgedrängt werden, verschwindet auch die sie begleitende Fauna. Monokulturen mit Artenarmut können die Folge sein!

Des Weiteren werden vor allem an Gewässerufern die wichtigen Schatten spendenden Bäume geschädigt (z.B. Weiden durch Staudenknötericharten) und eine Naturverjüngung unterbunden; Ufererosion durch Rhizomwurzler wie die Herkulesstaude oder durch Flachwurzler wie das Springkraut; Bauschäden an Straßen, Häusern, Brücken und Deichen durch die asiatischen Knötericharten.

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Dazu kommen die gesundheitlichen Folgen mancher Neophyten: Hautverbrennungen – mit teils sehr drastischen Folgen, wie Hautkrebs – durch die Herkulesstaude; massive Allergieprobleme durch die Beifußblättrige Ambrosie.

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Nicht nur ökologische und gesundheitliche Gefährdungen gehen von invasiven Neophyten aus. Auch der ökonomische Schaden ist immens: So wendet England z.B. jährlich mehrere Millionen Pfund allein für die Regulation der Knötericharten auf. Ungarn muss 1% des jährlichen Steueraufkommens für die Bekämpfung der Ambrosie und den gesundheitlichen Folgekosten ausgeben. In der europäischen Union werden jährlich 10 bis 12 Milliarden € als Schadens- oder Bekämpfungskosten aufgewendet. Das ist 0,1% des EU-Bruttosozialproduktes – ein beachtlicher Aufwand.
(Quelle: NENTWIG et al 2011)*

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Auch die Gesetzgebung schreibt ein Vorgehen gegen die invasiven Neophyten ausdrücklich vor: Hier sticht der §40 Abs.3, BNatSchG besonders hervor:

“Die zuständigen Behörden des Bundes und der Länder ergreifen unverzüglich geeignete Maßnahmen, um neu auftretende Tiere und Pflanzen zu beseitigen oder deren Ausbreitung zu verhindern. Sie treffen bei bereits verbreiteten invasiven Arten Maßnahmen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern und die Auswirkung der Ausbreitung zu vermindern, soweit diese Aussicht auf Erfolg haben und der Erfolg nicht außer Verhältnis zu dem erforderlichen Aufwand steht.”

 
Was macht z.B. die Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum) zu einer invasiven Art?

  1. Die enorme Menge an keimfähigen Samen (10.000 – 100.000 Samen) pro Pflanze
  2. Die Langlebigkeit der Samen im Boden, die bis zu 8 – 10 Jahren keimfähig bleiben
  3. Die Schwimmfähigkeit: Bis zu 8 Tage können die Samen im Wasser unbeschadet driften
  4. Die Größe des Blattwerks (Beschattungsfunktion und auch somit Verdrängungsfunktion)
  5. Die Höhe der Pflanze: Weite räumliche Verbreitung der Samen
  6. Jahreszeitlich frühes Austreiben – und damit Leader-Funktion im Biotop
  7. Sehr weit gehende Resistenz gegenüber Umwelteinflüssen (Hochwasser – Trockenheit)
  8. Eine sehr breite Amplitude bezüglich des Substrates und des Standortes
  9. Das Fehlen natürlicher Antagonisten
  10. Der Giftgehalt der Pflanze, der sie weitgehend vor Fraßfeinden schützt
  11. Habitus und ästhetische Attraktivität, die für eine anthropogene Verbreitung sorgte
  12. Regenerationsfähigkeit geschädigter Pflanzen (Notblüten auch nach mehrmaliger Mahd)

*NENTWIG, W.: Unheimliche Eroberer; Haupt Verlag, 2011